Karlsruher Tore im Wandel der Jahrhunderte

(Fortsetzung vom Heft 5 2024)

Als der zweite Schlossbau und der Marktplatz aufgebaut waren, wurde der Steinkanal und der Landgraben nur noch zur Entwässerung benötigt. Die Steinstraße, auf der anderen Seite des Lidellplatzes konnte gebaut werden, außerdem das Spital und das israelitische Krankenhaus.

Wir verlassen die Wasserstraßen und halten uns an der Stadtgrenze, heute ist dort die Kriegsstrasse.

Dort, wo Karl-Friedrich- und Kriegsstraße sich treffen, stand bis 1870 das klassizistische Ettlinger Tor von Friedrich Weinbrenner. Sein Wohnhaus und seine Ateliers lagen auch hier.

 Auch dieses Tor hat einmal klein angefangen. In den Anfangsjahren unserer Stadt lag hinter , der an der Kaiserstraße (Lange Straße) liegenden Konkordienkirche, der Kirchhof. Er hatte einen südlichen Ausgang mit Steg. Dieses Törlein nannte man das „Hasentor“. Die Stadt war hier um 1800 zu Ende, denn wir betraten nach diesem Tor Beiertheimer Gebiet. Als die Stadt nach Süden wuchs, wurde auch das Tor nach Süden verlegt, so wurde die frühere Bärengasse über den Kirchplatz und ersten Friedhof , als Karl-Friedrich-Straße bis an Ettlinger Tor Bild 7 geführt. Man nannte sie auch Via Triumpalis.

Weinbrenner hat den ersten Entwurf 1794 in Rom angefertigt´und somit die Ideale eines römischen Stadttores zu Grunde gelegt. Gebaut wurde es in den Jahren 1803-1805. Das imposante Tor ruhte von der Feldseite auf 6 dorischen Säulen, Von denen die beiden äußeren durch eine Mauer fest verbunden waren. Zwischen der zweiten und dritten, sowie der fünften und sechsten Säule war ein schmaler Durchgang für die ankommenden sowie die Stadt verlassenen Passagiere. Der größere Mittelteil bildete die große Durchfahrt. Über alle sechs lag eine Steinplatte, die von Dreischlitzfelder und Felder mit militärischen Embleme sowie das badische Wappen unterbrochen war. Darunter stand in lateinischer Schrift „Unter Karl Friedrich, Markgraf von Baden, des Heiligen Römischen Reiches Kurfürst“. Darüber war die Traufenrinne , die den vorspringenden lang gestreckten, mächtigen Dreiecksgiebel Architrav) trug. Das Flachrelief im Giebel zeigte die Göttermutter, die mit einer Mauerkrone, die die Stadt symbolisierte, rechts näherte sich der Gott des Handels in Begleitung einer Genius. Links trat mit einem Füllhorn Ceres, die Göttin des Ackerbaus, mit ihrem Vieh zu der Gruppe.

Durch den Fußgängerweg wären wir jetzt an einem der Wachhäuser vorbeigekommen, die genau so aufgebaut waren wie das Tor. Sie beherbergten die Zollbehördenstelle und die Gebühren- und Mautstelle für Markt-und Aufenthaltswesen. Sie hatten beide die selbe Säulenhalle vor dem Gebäude.

1870 wurden die Torflügel demontiert und 1872 das Tor beseitigt.

In den Jahren danach wurde an der rechten Ecke, wo heute das Postgiroamt steht, der Malsche-Brunnen gebaut und auf der anderen Straßenseite das historistische Hotel „Germania“. Der Malsche Brunnen wurde dem Bau des modernen Postgiroamt geopfert und das Hotel „Germania“ wurde kriegsbeschädigt und dann durch das Wirtschaftsgymnasium und später durch den E- Center ersetzt.

(Fotos aus Stadtwiki Karlsruhe)

Inge Müller (Im nächsten Heft wird dieser Artikel fortgesetzt)