Karlsruher Tore im Wandel der Jahrhunderte

(Fortsetzung von Heft 6 2024)
Folgen Sie mir jetzt durch die kleine Straße, die zwischen Kriegsstraße und Häuserzeile, zur Ritterstraße führt.

Hier war das nächste Tor. Es hieß „Prinzentor“und war der Eingang zum herrschaftlichen Garten der Markgräfin Amalie von Baden. Bilder gibt es leider von ihm nicht. Heute ist es ein öffentlicher Garten mit einem schönen Brunnen, dem Nymphenbrunnen“. An dem heutigen Garten mit dem Bundesgerichtshof, kommen wir an der Ecke Karl-und Kriegsstraße, an das nächste Tor, das Karlstor.

In seinen Anfängen, also im 18. Jahrhundert, hieß es „Beiertheimer Törle“. Der Viehtrieb der Bauern von Beiertheim führte ab hier durch städtisches Gebiet, denn sie hatten ihre Verbandsweiden mit den anderen Hardtgemeinden im Hardtwald. Es beruhte auf einem Abkommen, bei der Teilung des Landes in Baden-Durlach und Baden-Baden, dass die ehemaligen Verbandsgemeinden des Klosters Gottesaue, das Recht erhalten sollten, ungehindert ihre angestammten Weidegründe weiter zu benutzen. So ging der Weidweg durch die Herrenstraße, Bürgerstraße, durch die nördliche Häuserzeile des Ludwigsplatzes, neben dem Gasthaus „Goldenes Kreuz“, über die Erbprinzenstraße, durch den Herrenhof, durch die Passage neben der Filiale „Nordsee“, in den Kaiserpassage-Hof, durch die Stephanienstraße (Beiertheimer Allee-Straße) und gelangte am Linkenheimer Tor , entlang des Schlossgartens, in den Hardtwald.

Aber jetzt möchte ich noch einmal ans Karlstor zurückkommen.

Nachdem, Anfang des 19.Jahrhunderts die Stadt nach allen Himmelsrichtungen wuchs,wurde auch der Viehtrieb von Beiertheim her, verändert. Die Karlstraße, die von der Münze über die Kaiserstraße (Langestraße) führte, bekam durch den Nachfolger von Friedrich Weinbrenner, Heinrich Hübsch (1795- 1863) ein schönes Stadttor, das den Namen „Karlstor“ erhielt. Es bestand aus zwei Wachhäusern auf jeder Straßenseite, die jeweils in der Mitte eine kleine Säulenhalle hatten, die man durch 3 Treppenstufen erreichte und rechts und links davon waren Amts-und Wachstuben für die Wachposten. Wie beim Ettlinger Tor war die Dachgestaltung klassizistisch gelöst.

Karlstor

Hier sieht man ganz klar in Hübsch, dass er ein Schüler Weinbrenners war. Über die Straße standen die drei Pfeiler, an denen die Gittertore befestigt waren. In der Mitte war die doppelflügelige Wagendurchfahrt und rechts und links davon die Durchgänge für die Fußgänger.

Die Toranlage wurde, wie das Ettlinger Tor, 1872 entfernt. Das Wachhaus auf der Seite des Künstlerhauses (Sophienstraße) wurde 1912 abgebrochen. Das gegenüberliegende überstand noch den II. Weltkrieg. Es beherbergte einen Friseur und einen Kiosk. Bei der Modernisierung der Krieg-und Karlstraße 1967 fiel auch dieses letzte Stadttor der Spitzhacke zum Opfer.

Das nächste Stadttor, das ich Ihnen zeigen möchte, ist das Mühlburger Tor. Es hatte seinen Standort sehr oft verändert.

Mühlburger Tor um 1915

In den ersten Jahrzehnten nach der Stadtgründung befand es sich an der Wald- und Kaiserstraße. Nachdem die Kaserne am Europaplatz, gebaut war,und die Karlstraße, die Akademie-und die Douglasstraße bebaut waren, verlegte man die westlichste Stadtgrenze an die heutige Stelle hin. Auch hier erstellte man 2 gegenüberliegende Wachhäuser wie beim Ettlinger Tor und verband sie mit einer Wagendurchfahrt und

2 gegenüberliegenden Fußgängerporten. Diese Durchfahrt wurde schon 1870, bei dem Bau der Pferdebahn nach Mühlburg verändert. Bis zum II. Weltkrieg stand das Wachhaus an der Ecke Amalien- und Reinhold-Frankstraße, dann wurde es im Krieg zerstört. Das andere , an der Ecke Stephanien- Reinhold-Frankstraße wurde noch einige Jahre als Toilettenanlage genutzt. Als die Straßenbahn nicht mehr durch die Reinhold-Frankstraße zur Moltkestraße fuhr, wurde auch dieses Wachhaus abgerissen.

Auf dem Platz hatte man ein Reiterstandbild von Bildhauer Heer gesetzt, Es steht bis heute und stellt Kaiser Wilhelm I. dar, der 1871 das deutsche Reich nach dem französisch- deutschen Krieg gründete.

Zu dieser Zeit hatte sich die Stadt schon bis zum heutigen Mühlburger Tor ausgedehnt.

Inge Müller (Fotos aus Stadtwiki Karlsruhe